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Berichte

Bericht Dezember Teil 1
18.12.2010 - 17:47 Uhr
 

Soo, heute gibt’s mal wieder einen kleinen Bericht über das, was hier so in den letzten Wochen passiert ist.

Der Monat begann etwa so: „AAAAHHHRGHHH!!“ - Hans lag höllisch schreiend und zitternd am Boden meines Zimmers, sein Handy in der Hand haltend. Das Handy war per Kabel mit meinem Laptop verbunden und dieser wiederum mit der Steckdose. Glücklicherweise fiel Hans bei der Aktion zur Seite, so dass sich eines der Kabel löste und den Spuk beendete. Wie sich inzwischen herausgestellt hat, war der Schutzleiter der Steckdose nicht wie üblich geerdet, sondern stand unter Netzspannung, welche sich so bis auf das Handy-Gehäuse übertrug. Das Problem wurde inzwischen zwar – zumindest für diese Steckdose – behoben, dennoch fasse ich sämtliche Stecker und Schalter nur noch mit äußerster Vorsicht an und hab sämtliche Schutzleiter an meiner Steckdosenleiste abgeklebt. :D

Ansonsten liefen die Tage eigentlich meist einfach so dahin, ohne das wirklich viel passierte.

Highlights waren unter anderem mein erstes mal Fufu stampfen (Fufu ist ein Klops, welcher aus gekochten und ewig lange gestampften Yams-Wurzeln entsteht und wie saurer, roher Teig aussieht und schmeckt. Das ist dann der Träger für die dazu servierte meist scharfe Soße.) und den dreitägigen Prozess des Pito-Brauens mitverfolgen zu können. Hans und ich überlegen, jetzt wo wir das Rezept kennen, unseren eigenen Pito-Verkaufsstand auf dem Markt aufzumachen. „Mansala Pito“ würde sich bestimmt sensationell verkaufen. ;-)

Ebenfalls bemerkenswert fand ich die Reparatur unseres Motorrads durch den ortsansässigen Motorrad-Reparateur. Unser Moto hatte nachdem der Motor durch die Hitze einmal fest gegangen ist einen Schaden am Kolben. Was in Deutschland der Albtraum eines jeden Fahrzeugbesitzers ist, wird hier ganz einfach gehandhabt: Motorrad komplett zerlegen, Motorblock aufschrauben, alter Kolben raus, neuer Kolben rein, alles wieder zusammenbauen. Dauerte etwa eine Stunde, funktioniert einwandfrei und hat uns inklusive Material genau 8,50 Euro gekostet. :-D

Die letzten zwei Wochen waren dann allerdings doch sehr anstrengend, denn ich hatte erstmals wirklich durchgehend zu arbeiten. Zunächst galt es einen Mathetest, welchen Hans mit seinen zwei Klassen geschrieben hat, zu korrigieren. Zusammen sind das immerhin 85 Schüler.

Doch danach kam es erst so richtig dick: Die End-of-Term-Examen standen an. Das erste Drittel des Schuljahres ist vorbei und zum Ende müssen die Schüler in allen Fächern Prüfungen schreiben.

Also kamen für Hans beide Mathe-Klassen noch einmal 85 Examen hinzu und zudem die ICT-Examen für 180 Schüler aus der Stufe 4.

Jeder Schüler hatte die Aufgabe, am Computer ein vorgegebenes Word-Dokument möglichst identisch nachzubauen. Jeder der 180 Schüler hatte 35 Minuten Zeit und wir hatten lediglich 14 bis 15 funktionierende Computer zur Verfügung, sowie permanent Stromausfall.

Aber trotz alledem haben wir es tatsächlich geschafft, die Examen termingerecht fertig zu stellen und haben sogar schon alle durchkontrolliert. Lediglich das Eintragen der Noten in die Notenbücher der Schüler ist noch nicht ganz fertig.

Gestern, am 18. Dezember, war dann der offizielle letzte Schultag für diesen Term, das heißt, dass die Schüler, welche sonst auf dem Schulgelände wohnen, nach Hause zu ihren Eltern fahren. Zum Abschied gab es morgens zunächst eine Versammlung mit allen Lehrern und Schülern der Schule.

Die Lehrer predigten (natürlich schön im Schatten sitzend, während die Schüler in der Sonne stehen mussten) dass die Mädchen nach Hause fahren und putzen sollen und die Jungen ihren Vätern bei der Arbeit helfen sollen. Und zu guter Letzt soll noch jeder der 900 Schüler 10 Cedi (5 Euro) auftreiben, damit sich die Schule einen neuen Kopierer kaufen kann. Ich lass das mal so unkommentiert stehen.

Nach der Versammlung stand noch eine finale Lehrerkonferenz an und später gab es ein Festmahl für die Lehrer mit super leckerem Essen und Freigetränken.

Doch das eigentliche Highlight gestern war Hans' große Geburtstagsparty. Er ist am Dienstag 20 Jahre alt geworden und hat zur Feier ganz viele Leute eingeladen. Unter anderem kamen die 6 deutschen Mädls aus Jirapa, der Amerikaner Jason sowie viele unserer ghanaischen Freunde aus Kaleo und Wa. Die Feier haben wir bewusst typisch europäisch gehalten: In der mit Luftballons dekorierten Hall unseres Hauses gab es Spaghetti Bolognese, Marmorkuchen, Schoko- und Vanillepudding (wieder ein heftiger Anschlag auf meinen Magen) sowie Wein, Bier und Softdrinks für alle. Bei europäischer Musik hat man dabei zeitweise fast vergessen, dass man sich irgendwo im Nirgendwo in Westafrika befindet.

Nach gerademal 3 Stunden Schlaf sind wir schon wieder aufgestanden, weil wir heute noch die Noten zu Ende eintragen und das ganze Haus putzen müssen. Immerhin wollen wir morgen nachmittag unseren wohlverdienten Urlaub antreten.

Urlaub kann man es nicht wirklich nennen – wir kämpfen uns vielmehr mit nur einem Rucksack bepackt knapp 4 Wochen lang durch ganz Ghana und versuchen, die touristischen und kulturellen Besonderheiten des Landes kennenzulernen.

Dafür fahren wir zunächst nach Accra und wollen am 24.12. in Cape Coast sein (wo die berühmteste Sklavenburg Ghanas steht). Von dort aus werden wir einen Nationalpark besuchen, wo man auf Hängebrücken durch die tropischen Riesenbäume laufen kann und zum 29.12. weiter nach Axim im Südwesten Ghanas.

Die Silvesternacht werden wir dann bei angenehmen 30 Grad am Traumstrand (der Reiseführer nennt es „Paradies auf Erden“) verbringen und erst um den 10. Januar weiter nach Kumasi fahren. Dort besuchen wir einen anderen Freiwilligen und fahren am 14. Januar zusammen mit unserer Koordinatorin Nora vom SFD, welche aus Deutschland zu Besuch kommt, zurück nach Kaleo.

Ich hoffe, ich habe euch mit meinen Reiseplänen alle ein bisschen neidisch gemacht. ;-)

Winterurlaub Ghana

Mit diesen Worten verabschiede ich mich vorerst, wünsche allen weiterhin eine besinnliche Weihnachtszeit, ein schönes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr.

Und genießt den ganzen Schnee, ich wäre froh, welchen zu haben. :-)


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Christopher Ullrich
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