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Berichte

erster Monatsbericht
30.11.2010 - 20:43 Uhr
 

Wie bereits geschildert, bin ich meiner Entsendeorganisation gegenueber verpflichtet, einmal im Monat einen zusammenfassenden Monatsbericht zu verfassen. Hier ist mein erster Bericht fuer den Monat November:

Monatsbericht November 2010

Auch wenn der November für mich in Ghana nicht einmal 2 Wochen hatte reichen meine vielfältigen Erfahrungen und Eindrücke hier bereits aus, um einen ganzen Bericht zu füllen.

Nach einem streckenweise sehr turbulenten Flug von Berlin-Tegel über London nach Accra landete ich am 18.11. gegen 21:30 Uhr Ortszeit in meinem neuen Heimatland für die nächsten 9 Monate: Ghana.

Der Moment, als ich das Flugzeug verließ, lässt sich am besten mit folgendem Wort erklären: Ufff...!!

Die Temperaturen lagen etwa 30°C höher als noch wenige Stunden zuvor in Deutschland und das Klima war erdrückend schwül. Das klimatisierte Terminal-Gebäude rettete mich schließlich: „Akwaaba – Welcome to Ghana – Port to Westafrika“ prangerte in großen Lettern über dem Eingang.

Nach überstandener Passkontrolle und Gepäckabfertigung ging es zum Hotel. Die interessanten Erklärungen meines Fahrers zum Präsidentenpalast, Independence Memorial und anderen bemerkenswerten Bauwerken, an denen wir vorbeifuhren, tröstete mich darüber hinweg, dass sein Gefährt weder Gurt noch Licht und nur 2 funktionierende Gänge hatte.

An meinem Zimmer, traumhaft direkt am Meer gelegen, angekommen, kam ich mit dem Ghanaer Samuel ins Gespräch. Er interpretierte meine Frage, wo ich denn etwas zu trinken kaufen könne ein wenig falsch und unternahm mit mir spontan einen Ausflug in den Stadtteil Ozu, um dort eine kleine Willkommensparty zu feiern. Erst gegen 3 Uhr konnte ich endlich schlafen.

Am nächsten Morgen traf Hans dann ebenfalls im Hotel ein und wir nutzten die nächsten Tage dazu, uns bei der Botschaft vorzustellen (wie sich herausstellte völlig unnütz, da man sich heutzutage online anmeldet), diverse andere Erledigungen zu machen, die touristischen Highlights Accras abzulaufen oder einfach nur am Strand zu sitzen.

Sonntag hatten wir das große Glück, dass uns Samuel (der Ghanaer vom ersten Tag) zu einer Beerdigung eines sehr alten und wohlhabenden Mannes mitnahm. Dies bedeutet, dass ein riesiges Fest stattfindet mit allen ghanaischen Köstlichkeiten, eisgekühlten Gratis-Getränken und sogar Whisky und Baileys im Überfluss.

Als wir uns dann (als die einzigen „Obruni“ weit und breit ohnehin schon im Mittelpunkt stehend) auch noch auf die Tanzfläche begaben, war das Gelächter groß und die ausgelassene Stimmung perfekt.

Am Abend fuhren wir die etwa 800 Kilometer lange Strecke bis nach Wa in einem luxoriösen Reisebus in gerade einmal 11 Stunden.

Von Wa aus ging es mit dem TroTro schließlich weiter bis nach Kaleo. Hans zeigte mir mein Zimmer und ging mit mir im Ort direkt Pito trinken (Pito ist ein hier lokal gebrautes Getränk, was sehr erfrischend schmeckt und zwischen 5 und 15% Alkohol hat).

Unsere Unterkunft, das weitläufige Schulgelände und der Umstand, dass im Dorf alle Menschen nur Dagari zu verstehen scheinen, verpasste mir am ersten Tag einen kleinen Kulturschock.

Doch dieser legte sich schnell, denn mit jedem Tag fand ich mich besser auf dem Campus zurecht, lernte meine ersten Worte in Dagari und neue Leute kennen und gab schließlich meine ersten Unterrichtsstunden.

Letzteres erweist sich derzeit noch als äußerst schwierig, denn wir befinden uns zum einen in der letzten regulären Unterrichtswoche vor dem Term-Ende und zum anderen habe ich mir vorgenommen, die Form 1 zu unterrichten, welche sich (da sie weder Klassenräume noch geregelten Unterricht hat) quer auf dem Campus verteilt aufhält.

Außerdem haben wir seit einer Woche fast durchgehend Stromausfall, was einen praktischen Computer-Unterricht ohnehin unmöglich macht.

Letztendlich habe ich es aber doch schon geschafft, zwei Form-1-Klassen zum ersten Mal in ihrem Leben vor einen Computer zu setzen (sehr lustige Angelegenheit) und gelegentlich Abends den Lab für die Schüler zu öffnen.

Am Samstag, den 27.November gab es ein weiteres Highlight: der ebenfalls in der Schule tätige Amerikaner Jason lud zwei Freunde zu uns ein und zusammen feierten wir Thanksgiving: natürlich standesgemäß mit selbstgeschlachtetem Truthahn, Kartoffelpüree aus echten Kartoffeln, Apple-Pie, Schoko-Pudding, Wein und von uns gebackenem Marmorkuchen. Es war ein wirklich großartiges Fest.

Am nächsten Tag mussten wir allerdings bereits um 3 Uhr in der Früh aufstehen, da wir mit einer Gruppe von Schülern zum Kakube Festival 2010 nach Nandom (an der Grenze zu Burkina Faso gelegen) fuhren.

Dort angekommen celebrierten wir zunächst, obwohl uns bei 39°C und Sandsturm ganz und garnicht weihnachtlich zumute war, den ersten Advent mit einem schönen deutschen Frühstück und trafen uns später mit 4 gleichaltrigen deutschen Mädls aus Jirapa. Zusammen verbrachten wir den Tag auf dem Festival, kauften und aßen viele Leckereien und genossen das Spektakel auf dem Schauplatz von der Ehrentribüne aus (uns wurde aufgrund unserer Hautfarbe die erste Reihe direkt neben dem Chief zugeteilt).

Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich mich nun sehr gut eingelebt habe, mich bis auf den Total-Ausfall meines Magen-Darm-Traktes super wohl fühle, jeden Tag viele neue spannende Dinge erlebe und auch die unterarmgroßen Eidechsen und handflächengroßen Spinnen in meinem Zimmer stören mich kaum noch.

Ich hoffe sehr, dass das die nächsten 9 Monate genau so bleibt und werde fleißig weiter berichten.

Liebe Grüße nach Kassel ans gesamte sfd Team!


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