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Berichte

Zwischenstand 41 Tage vor Abflug
15.07.2010 - 20:16 Uhr
 

Da schonwieder fast ein Monat seit meinem letzten Bericht vergangen ist, wird es Zeit, über die aktuellen Fortschritte zu berichten. Es ist inzwischen auch schon wieder etliches passiert.

Beginnen wir zunächst mit dem zweiten Vorbereitungsseminar. Da ich an dem eigentlich für mich vorgesehenen Seminar-Termin mit der bereits bekannten Truppe der Afrika/Asien-Freiwilligen keine Zeit hatte, nahm ich diesmal an dem Seminar der Lateinamerika-Freiwilligen teil. Dieses fand vom 19. Juni bis 24. Juni wieder im Marienhof in Kassel statt. In diesem Seminar ging es vor allem um die kritische Auseinandersetzung mit dem Freiwilligendienst ("Sind Freiwilligendienste nicht nur Ego-Trips ins Elend?") sowie Konflike und Krisen, welche während des Dienstes auftreten werden und wie man mit diesen umgeht. Außerdem ging es um Aspekte der Berichterstattung in Form von Bild und Text ("Code of conduct") und letztendlich um das nähere Kennenlernen der Einsatzländer, wofür jeder Freiwillige eine Präsentation vorbereitet hatte. Dadurch konnte ich viele interessante Fakten über die Lateinamerika-Einsatzstellen erhalten und selbst ein wenig die Lust an Ghana bei den anderen wecken.

Sehr gut traf sich, dass auch Göran (2010/11 als Freiwilliger in Lomé, Togo) wegen Verhinderung zum eigentlichen Termin an diesem Seminar teilnahm und der Ehemalige Tim (2008/09 in Togo) einen Abend vorbei kam, um von seinen Erlebnissen in Afrika zu berichten. Da ich ohnehin vorhatte, Göran in Togo zu besuchen und die von Tim vorgestellte Einsatzstelle sehr interessant finde, habe ich mir überlegt, dort u.U. ein Praktikum abzuleisten, wenn in Kaleo die Ferienzeit anbricht. Ein mindestens 6-tägiges Praktikum ist ohnehin noch von nöten, um auf 25 Bildungstage zu kommen, damit mein Dienst auch wirklich als Zivildienstersatz anerkannt wird. Also warum sollte ich das nicht in Togo machen?

Ein besonderes Highlight für mich persönlich war natürlich das WM-Vorrunden-Spiel Deutschland gegen Ghana und besser hätte es nicht ausgehen können. Gemeinsam bejubelten wir im Seminarraum vor dem Beamer den Sieg Deutschlands und den Einzug Ghanas ins Achtelfinale.

Terminlich haarscharf geplant umschlangen diverse Impfungen das Seminar. Heute habe ich die dritte Rabipur-Impfung gegen Tollwut, sowie die erste Twinrix-Impfung zur Auffrischung gegen Hepatitis A und B bekommen. Bei so vielen Spritzen kann ja eigentlich gar nichts mehr schief gehen - hoffe ich.

Ebenfalls heute war ich erneut in der Ghanaischen Botschaft in Berlin. Da der Preis für das Jahresvisum (Multiple Entry) inzwischen jedoch auf 250 Euro angehoben wurde und ich durch das geplante Praktikum in Togo ohnehin das Land verlassen werde, habe ich mich für die konventionelle Variante entschieden. Ich habe ein einfaches Single Entry Visum beantragt, mit dem ich einmalig einreisen und dann 2 Monate in Ghana bleiben kann. Anschließend kann ich dieses Visum zwei Mal um 3 Monate verlängern, ehe ich das Land vorrübergehend verlassen muss. Unter Umständen bekomme ich mit etwas Geduld und Engagement in Ghana aber auch ein Jahresvisum. Wir werden sehen. Jetzt liegt erstmal mein Reisepass 2 Wochen in der Botschaft und wartet auf den Stempel.

Aber es wäre ja zu schön, wenn alles glatt laufen würde. Daher jetzt die weniger schönen Dinge:

Zunächst einmal hat meine Krankenkasse meinen Antrag auf Einzelfallentscheidung zur Übernahme meiner Impf- und Medikamentenkosten abgelehnt. Daher werde ich jetzt auch den Namen nennen: Barmer GEK! ;-) Und da mich diese Ablehnung und die Betreuung durch die Barmer GEK sehr erboßt hat, habe ich inzwischen auch Hilfe bei Deutschlands größter Zeitung (Aktion "BILD kämpft für Sie") angefragt. Ich bin gespannt, wie die Krankenkasse reagiert.

Ferner wurde mir zunächst von meiner Bank die VISA-Karte versagt, welche allerdings unumgänglich ist für die Bargeld-Abholung in Ghana. Dank der netten Beratung lässt sich das Problem zwar irgendwie umgehen, aber schon ziemlich nervtötend solche komplizierten Bürokratien, wenn die Zeit ohnehin schon davon rast.

Als letztes möchte ich noch auf einen Bericht eingehen, welcher mich vor kurzem von den aktuellen Freiwilligen in meiner Projektstelle in Kaleo erreicht hat. Hier ein Auszug:

"Nicht schon wieder! Ich wache auf weil ein Lichtkegel einmal durch mein Zimmer streifte. Es sind Geräusche zu Hören, jemand macht sich an dem Moskito Draht vor meinem Fenster zu schaffen, den Schatten nach waren es bis zu vier Personen. Ich stand sofort auf und schaltete das Licht ein, dann überlegte ich was ich tun sollte. Ich erinnerte mich an was mir die Lehrer und die Dorfältesten beim letzten Einbruch erzählt hatten. Sie sagten alle sie sind froh dass wir nicht da waren da wir ansonsten wahrscheinlich nicht mehr Lebendig wären. Sie warnten uns, dass wenn jemand versuchen würde einzubrechen und wir sind da, wir auf jeden Fall zunächst Licht machen sollten um sie darauf aufmerksam zu machen das wir da seien und uns dann Bewaffnen sollten um wenn der Einbrecher Trotzdem reinkommt ihn umzubringen so ein einer der Dorfältesten. Ich denke, dass es ebenso reichen wurde den Einbrecher unschädlich zu machen dennoch werden Sie sicher verstehen dass mir Mulmig zumute war. Es war gerade Halb zwei Uhr morgens und die Situation gefiel mir gar nicht. Ich fand eine Lehre Glasflasche und es stand auch noch ein Hocker da zusätzlich standen mir Zwei Multitools und ein Schweizer Taschenmesser zu meiner Verteidigung zu Verfügung. Deswegen war ich dann ganz erleichtert als zweieinhalb Stunden später die Gestalten abzogen."

Dieser Vorfall war bereits der dritte dieser Art innerhalb von 10 Monaten. Insbesondere die Aussage des Dorfältesten finde ich sehr beunruhigend, jedoch sei hier auch auf die alten hierarchischen Sozialstrukturen und die traditionelle Herrschaftsform im Norden Ghanas hingewiesen. Da ich von der Gefahr eines Überfalls jedoch durch die Berichte der Ehemaligen gute Kenntnis habe, kann ich Methoden ergreifen, um diesen zu entgegnen. Professionelle Wertsachensicherung und Abwehrmittel werden mich in jedem Falle auf meiner Reise begleiten, damit alles sicher überstanden werden kann.

Zu guter Letzt möchte ich noch einmal auf den aktuellen Spenden-Zwischenstand zurückkommen. Leider erhalte ich vom sfd Kassel nur sehr selten und unregelmäßig Übersichten über die eingegangenen Spenden, so dass Spender mir bitte nicht böse sein sollten, wenn eine Kenntnisnahme und Danksagung zur Spende bis zu 6 Wochen auf sich warten lässt.

Sehr erfolgreich ist die Aktion der Firma narwa.de, welche 5% des Umsatzes des Onlineshops für mein Projekt spendet. Ferner habe ich mich sehr über eine großzügige Spende des Landesvorsitzenden der Partei DIE LINKE in Brandenburg, Thomas Nord, MdB gefreut. Er ist bislang der einzige Minister, welcher sich zu einer Spende bereit erklärt hat - und das sogar blitzschnell. Vielen Dank nocheinmal an alle Spender!
Ich bemühe mich weiterhin, stärker in der lokalen Presse vertreten zu sein.


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Christopher Ullrich
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