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Berichte

Die To-Do-Liste schrumpft
18.06.2010 - 22:54 Uhr
 

Die letzten zwei Wochen waren wahnsinnig stressig.

Nach dem Vorbereitungsseminar in Kassel kam ich mit unzähligen wichtigen Informationen und einer langen Liste von Aufgaben zurück, welche alle so schnell wie möglich erledigt werden müssen. Kein Wunder, denn es bleiben ja nur noch wenige Wochen bis zur Abreise.

Der erste und wohl wichtigste Punkt ist die Klärung der Einreiseerlaubnis (Visum) für Ghana. So machte ich mich direkt am Montag nach dem Seminar auf, um der ghanaischen Botschaft in Berlin einen Besuch abzustatten. Dort besorgte ich mir die entsprechenden Anträge und erhielt ein paar hilfreiche Tipps. Doch eine sofortige Visum-Ausstellung war nicht möglich, denn auch die ärmsten Länder der Welt haben leider in Sachen Bürokratie westliche Standards. So benötigt man, um überhaupt ersteinmal eine Einreiseerlaubnis nach Ghana erhalten zu können, schon ein Rückflugticket nach Hause. Scheinbar wollen die sichergehen, dass man auch wirklich wieder ausreist.

Also gut, dann wurde der Visum-Antrag halt ersteinmal beiseite gepackt und sich um einen Flug gekümmert. Während des Vorbereitungsseminares waren wir ja bereits in Reisebüros in Kassel, welche speziell mit den Freiwilligen vom SFD zusammenarbeiten. Denn wie sicher bekannt ist, ist es technisch nicht möglich, jetzt schon einen Rückflug aus Ghana für September 2011 zu buchen. Aber zur Einreise brauche ich ja nun mal ein Rückflugticket. Also folgendes Vorgehen: Der Hinflug wird gebucht inkl. einem Rückflug irgendwann in der technisch möglichen Frist. Mit diesem Rückflugticket kann ich dann schonmal mein Visum einholen. Allerdings muss dieser "Pseudo-Rückflug" natürlich so bald es möglich ist umgebucht werden auf das tatsächliche Rückflugdatum. Das alles ist nicht nur unheimlich kompliziert und nervenaufreibend, sondern bringt auch noch zusätzliche Kosten und viel ghanaische Bürokratie mit sich. Aber immerhin steht jetzt folgendes fest:

Mein Abflug erfolgt am 26.8.2010 um 12:20 von Berlin-Tegel. Ich werde von dort aus mit British Airways nach London fliegen und mich dort mit meinem Partner Hans treffen, welcher aus Düsseldorf eingeflogen kommt. Dort geht es um 14:40 weiter im Direktflug mit British Airways nach Accra, wo wir 20:35 landen. Der (ich glaube etwas übermütige) Plan ist dann, noch in der selben Nacht den Bus in Richtung Norden zu nehmen, um möglichst am 27.8. mittags in Wa anzukommen, um von dort aus per Trotro nach Kaleo zu fahren. Dieser straffe Zeitplan ist nötig, da wir unbedingt vor Ort unsere Vorgänger treffen wollen. Diese fliegen allerdings schon am 30.8. wieder Richtung Deutschland, so dass jede Stunde zählt.

Unser dann noch umzubuchender Rückflug ist zunächst für den 24.3.2011 gebucht. Der Preis beträgt etwa 820 Euro plus 150 Euro für die Umbuchung dann.

Punkt Nummer 3 hieß: Impfplan/Impfungen. Also gut, informiert hatte ich mich ja bereits und meine Gelbfieberimpfung war auch schon erledigt. Es fehlte also garnicht mehr so viel: Hepatitis A und Tollwut, sowie die Organisation der Malaria-Prophylaxe. Zunächst einmal zur Prophylaxe: Hier stand ich vor einer schweren Entscheidung. Es gibt zwei Möglichkeiten der Malaria-Prophylaxe. Die eine, zu welcher mir der Tropenarzt geraten hatte, war die folgende: Das deutsche Medikament Lariam wird zunächst wöchentlich und später zweiwöchentlich genommen. Dann wird die Einnahme eingestellt. Der Körper ist so leicht auf die Malaria vorbereitet, allerdings werde ich sie dann auf jedenfall bekommen. Für diesen Notfall habe ich weitere 2 Pakete Lariam im "stand-by". Soweit so gut, allerdings hat das ganze drei Haken: Der erste ist, dass ich zu 100% mindestens einmal die Malaria haben werde. Der zweite ist, dass bei diesem Medikament die Nebenwirkungen von Psychosen und abnormalen Träumen über Depressionen und Angstzuständen bis hin zum Suizid führen. Und der dritte ist der Preis - mit über 50 Euro für 8 Tabletten fallen Kosten in Höhe von über 200 Euro an.

Also gucken wir uns mal die Alternative an: Diese lautet, das ghanaische Malaria-Mittel zu nehmen. "Doxy" ist dort spottbillig (40ct für 10 Tabletten) zu bekommen und wird täglich eingenommen. Jedoch auch hier drei Haken: Erstens ist Doxy ein Vollantibiotikum. Wenn man dieses ein Jahr lang täglich einnimmt, ist der Körper ziemlich abhängig von diesem Medikament. Zweitens macht es die Haut lichtempfindlicher, was besonders in Ghana nicht sehr angenehm ist. Aus diesem Grunde ist das Medikament auch seit geraumer Zeit in Deutschland verboten. Und drittens weiß man nie mit Sicherheit, was dort wirklich in diesen Low-Cost-Medikamenten steckt, denn diese werden auch aus Indien oder China importiert. 

Ich hatte nun also eine sehr unangenehme Wahl und habe mich letztendlich für das deutsche Lariam entschieden. Ich hoffe einfach, dass die Nebenwirkungen nicht so extrem ausfallen. Und zu den Kosten sage ich gleich nochmal etwas.

Die Impfstoffe gegen Hepatitis A und Tollwut habe ich dann auch besorgt und heute ging die erste Impfung los. Es ist garnicht so einfach den ohnehin vollen Terminplan mit den fest vorgeschriebenen Impfzyklen in Einklang zu bringen. Doch nichts ist unmöglich. :-)

Einen herben Rückschlag erhielt ich jedoch durch meine Krankenkasse. Denn wie mein Arzt mitteilte, habe ich "eindeutig die falsche Krankenkasse". Im Gegensatz zu allen anderen Kassen sträubt sich meine bisher wehement gegen eine Übernahme der Kosten für die Malariaprophylaxe (ca. 200 Euro) sowie die Kosten für die Impfstoffe (ca. 300 Euro). Ich werde den Namen der Kasse hier allerdeings (noch) nicht veröffentlichen, da ich einen Antrag auf Einzelfallentscheidung gestellt habe. Ich hoffe also darauf, dass meine Kasse gnädigerweise das übernimmt, das für andere Kassen zur Selbstverständlichkeit gehört. Ich werde berichten, wie die Sache ausgeht.

Einen ähnlichen Misserfolg habe ich bisher bei meiner Spendenakquise. Auf meine Anzeige im Kümmels-Anzeiger hin stiegen zwar die Besucherzahlen auf meiner Webseite leicht an, jedoch erhielt ich von keinem der 35.000 Leser eine Unterstützung.

Auch von den über 100 regionalen Firmen und Stiftungen, welche ich bisher per Post gezielt angeschrieben habe, erhielt ich in den allerseltensten Fällen eine Rückmeldung. Es ist schon erstaunlich, dass Autohäuser deutscher Luxuskarossen oder Lokalpolitiker scheinbar so arm dran sind, dass nicht einmal eine kleine Unterstützung aufgebracht werden kann.

Umso mehr freue ich mich über anerkennende Worte und finanzielle Anerkennungen wie durch den Bürgermeister meines Wohnortes, Dr. R. Vogel, oder durch die Jappy GmbH, welche mir ohne zu zögern ein großes Paket voll mit bunten Shirts, Frisbee-Scheiben, aufblasbaren Bällen und anderen Spielsachen für die Kinder in Ghana zukommen ließ. Ich habe mich unbeschreiblich über diese Unterstützung gefreut und bin mir sicher, dass die Kinder in Ghana sich noch viel mehr freuen werden, als ich.

Aber ich gebe die Hoffnung natürlich nicht auf und vielleicht bin ich ja auch nur zu ungeduldig. :-)

Nebenbei möchte ich noch erwähnen, dass ich diese Woche erfolgreich meine Schulzeit beendet und mein Abitur mit der Note 1,8 abgelegt habe.

Morgen geht es dann schonwieder nach Kassel, um beim SFD das zweite Vorbereitungsseminar zu absolvieren. Dort geht es jetzt nicht nur um den Abschluss von Versicherungen und gesundheitliche Aspekte, sondern auch darum, uns mit unseren Einsatzländern noch vertrauter zu machen. Dafür hat jeder Freiwillige eine länderkundliche Präsentation vorzubereiten. Meine habe ich soeben fertiggestellt und werde sie mit der Zubereitung eines ghanaischen Gerichtes für die Gruppe koppeln. Vielleicht klappt es ja, dass wir dieses dann zum WM-Spiel Deutschland gegen Ghana am Mittwoch essen. :-)


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Christopher Ullrich
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