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Berichte

Dies und Das im Januar
01.02.2011 - 01:04 Uhr
 

So, hier kommt zum Monatsende mal wieder ein kleiner Bericht.

Das wohl Wichtigste vorweg: Der Unterricht in der Schule läuft!
Seit anderthalb Wochen ist der Großteil der Schüler wieder eingetroffen und die Lehrer haben eingesehen, dass sie doch irgendwann mal wieder ihrem Job nachkommen sollten.

Mit meiner Form 3 habe ich schon sehr erfolgreich ein PowerPoint Projekt gestartet, bei dem die Schüler eine 6-seitige Präsentation über die Komponenten eines Computers machen sollen.
Das ganze klappt erstaunlich gut. Bisher haben nur 2 Schülerinnen völlig daneben getroffen, indem sie nach dem Lesen der Aufgabe damit anfingen, ihre Präsentation mit Informationen über den Lebenszyklus von Bandwürmern und Ameisen zu füllen. Ich habs bis heute nicht verstanden.

Ein wenig schwieriger zu handhaben ist dagegen die Form 1. Es ist natürlich verständlich, dass sich die Schüler freuen, ihre ersten Stunden vor einem Computer haben zu können.
Doch wenn dann gleich 70 euphorisch aufgeregte Schüler auf einmal auf die 14 funktionierenden Computer stürzen und einfach jeden Knopf oder Button am Computer drücken, ist es doch schwierig die Oberhand zu behalten.
Ich habe gehofft, die Schüler wenigstens von den kaputten oder völlig zerlegten Computern fern halten zu können, indem ich dort Schilder mit „Not working. Don't try to switch it on“ (Funktioniert nicht. Versuche NICHT, den Computer anzumachen) angebracht habe. Leider weit gefehlt. Selbst wenn noch funktionierende Computer frei sind, werden zunächst mal die kaputten versucht, anzumachen. Egal.

Ansonsten ist hier in letzter Zeit nicht so viel passiert. Wir hatten eine Lehrerkonferenz, bei der einige wichtige und viele unwichtige Sachen besprochen wurden. Sehr angenehm fand ich die Bekanntgabe, dass wir Freiwilligen, ebenso wie alle anderen Mitarbeiter der Schule, 40 Cedi (20 Euro) Prämie bekommen. Das sogenannte „Anreiz-Geld“ bekommt man, wie der Name schon sagt, damit man weiterhin sein Bestes für die Schule gibt.
Zudem haben wir uns für die Aufsicht der WAEC-Prüfungen eingeschrieben. Am Ende der Form 4 schreiben die Schüler (zentral in ganz  Westafrika) eine Abschlussprüfung, nach deren Bestehen sie an die Universität studieren gehen können. Die Prüfung, die wir beaufsichtigen sollen ist so eine Art Vor-Prüfung zu der gerade beschriebenen. Ich bin gespannt.

Ein weiteres Highlight fand letzten Samstag statt. Die 6 deutschen Mädls, welche weiter im Norden arbeiten, haben uns und viele ihrer ghanaischen Freunde zum Stockbrot-Abend eingeladen.
Es ist immer wieder schön, andere Deutsche um sich zu haben. Und das Stockbrot am Stock zu befestigen und dann perfekt über dem Grill zu bräunen hat auch den Ghanaern viel Spaß bereitet.

Da es ansonsten nichts Spannendes aus dem Alltagsleben gibt, hier noch eine bunte Mischung aus dem Geschehen drum herum:

Zunächst einmal ist die Zeit des Harmattan jetzt vorbei. Noch vor einigen Wochen machte dieser aus dem Norden kommende Sahara-Sand-Wind die Tage heiß und trocken und die Nächte ziemlich kalt. In der Zeitung wurde berichtet: „Wetter-Chaos! Kälteste Nacht in der Geschichte von Ghana. Eisige 14 Grad Celsius.“ - die Ghanaer liefen mit dick gefütterten Winterjacken umher.
Jetzt aber beginnt die heiße Trockenzeit, welche etwa bis April anhalten wird. Tagsüber haben wir jetzt 44 Grad und nachts werden es nicht weniger als 30 Grad. Das ganze wird sich noch weiterentwickeln und zur Spitzenzeit werden wir Tag und Nacht um die 45 Grad haben. Die höchstgemessene Temperatur in Ghana lag einmal bei 48 Grad im Schatten.
Wobei da sicherlich noch nicht bei uns im Computer-Lab gemessen wurde. Bei 44 Grad Lufttemperatur plus 15 laufenden Computern und Massen an Schülern kommt man wirklich an seine Grenzen und wünscht sich das Hitzefrei zurück.

Achja, als ich mich letztens so schweißgebadet vor den Fernseher im Lehrerzimmer setze, schaue ich auch nicht schlecht: Im Ghana-TV läuft eine Sendung der Deutschen Welle, wie cool. Bericht Nummer Eins über Rückenschmerzen fand ich für das ghanaische Publikum ja auch noch ganz interessant.
Bericht Nummer Zwei hingegen war dann über Blasenentzündungen im Winter. Hmm. Ich wische mir den Schweiß von der Stirn. Dann kommt Bericht Nummer Drei. Vorgestellt werden 5 verschiedene Typen von Saunen. Das war mir dann wirklich zuviel des Guten, ich brauche was zu trinken. Blöd, dass unser Kühlschrank den Geist aufgegeben hat.

Aber genug vom Wetter.
Mitte Dezember wurde vor der Küste Ghanas eine neue, riesengroße Ölbohr-Plattform eingeweiht. Überall im Land gab es große Feste anlässlich dieser neuen Geldquelle und die Ghanaer erhoffen sich wirklich viel von den 200.000 Barrel Öl, welche nun täglich von der Insel aus gefördert werden. Ich bezweifle leider, dass das daraus gewonnene Geld tatsächlich beim kleinen Bürger in Kaleo oder sonstwo ankommen wird.
Das Gegenteil zeigte sich direkt Anfang Januar: Das Benzin wurde teurer. Staatlich subventioniert lag der Benzinpreis seit langer Zeit überall fest bei 1,17 Cedi (58 Cent) pro Liter und wurde jetzt schlagartig um 30 Prozent auf 1,52 Cedi (76 Cent) angehoben. Diese 30 Prozent wurden direkt auf alle Transport-Dienstleistungen umgelegt und dadurch stiegen wirklich alle Preise im Land, außer denen von lokal angebauten Lebensmitteln. Allein schon, dass ein Sack Zement jetzt 5 Cent mehr kostet, bedeutet für viele Leute und die Entwicklung des Landes ein großes Problem.
Für uns wirkt sich diese Inflation im Moment ziemlich positiv aus, denn der Wechselkurs ist von zeitweise 1,88 auf derzeit 2,14 Cedi für 1 Euro geschnellt.

Um mal beim Sprit zu bleiben: Ich habe heute eine Weile an einer Tankstelle warten müssen und dort wieder ein paar lustige Kleinigkeiten beobachtet:
Jeder Kunde fährt mit seinem Fahrzeug zur Zapfsäule und nennt dem Tankwart den Betrag den er zahlen möchte. Soweit noch nichts Unnormales. Doch in den meisten Fällen möchten die Kunden für gerademal einen Cedi tanken, das entspricht gut einem halben Liter Sprit. Da lohnt doch der Weg zur Tankstelle garnicht?!
Ein Kunde, welcher großzügig für 2 Cedi tanken wollte, verwickelte den Tankwart geschickt in ein Gespräch, so dass dieser seinen Zapfhahn vergaß, und 3 Cedi ins Motorrad kippte. Der Kunde musste trotzdem nur 2 zahlen. Das versuche ich beim nächsten Tanken auch mal.

Das solls erstmal wieder gewesen sein.


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Christopher Ullrich
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